Dienstag 19. März 2024

NEU! Orthodoxe Kirchenzeitung

für Österreich im neuen Layout

Die aktuelle Ausgabe Frühjahr-Sommer/2019

 

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NEU! "Orthodoxe Religionspädagogik"

an der Universität Wien

 

 

DIE ORTHODOXIE IN DER WELT

 

Nach allgemeinen Schätzungen gibt es in der Welt ca. 400 Millionen Orthodoxe. Dies ist natürlich nur eine grobe Schätzung, denn die Orthodoxen haben keine genauen Statistiken über die Zahl ihrer Mitglieder. Dies bezieht sich vor allem auf die orthodoxen Länder, die vormals unter kommunistischer Führung waren. Im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche, die auf Zentralismus begründet ist und deren komplette Kirchenmacht im Vatikan konzentriert ist, unter der Führung des Papstes, sind die orthodoxen Kirchen selbstständige Einheiten, gegründet als nationale Kirchen einzelner Völker. Die ersten vier alten Patriarchate (Jerusalem, Antiochien, Alexandrien und Konstantinopel) tragen ihren Namen nach dem Sitz des Patriarchen, während alle anderen nach dem Volk benannt sind, in dem sie organisiert sind.

 

 

Alle Orthodoxen sind Mitglieder einer der Autokephalen orthodoxen Kirche, die alle zusammen die eine, heilige, allumfassende (katholische) und apostolische Orthodoxe Kirche ausmachen, verteilt in der ganzen Welt. Dieser orthodoxen Familie gehören heute, wie es in der Kirchengeschichte festgelegt wurde und von allen orthodoxen Kirchen anerkannt wird, nach ihrem Rang, folgende Autokephale oder Autonome orthodoxe Kirchen an:

 

  1. Autokephale orthodoxe Kirche von Konstantinopel (Patriarchat)
  2.              ''             ''            "                  von Alexandrien (Patriarchat)            
  3.              ''             ''            "                  von Antiochien (Patriarchat) 
  4.              ''             ''            "                  von Jerusalem (Patriarchat)  
  5.              ''             ''            "                  von Russland (Patriarchat)        
  6.              ''             ''            "                  von Serbien (Patriarchat)          
  7.              ''             ''            "                  von Rumänien (Patriarchat)       
  8.              ''             ''            "                  von Bulgarien (Patriarchat)        
  9.              ''             ''            "                  von Georgien (Patriarchat)        
  10.              ''             ''            "                  von Zypern    (Erzbistum)
  11.              ''             ''            "                  von Griechenland (Erzbistum)
  12.              ''             ''            "                  von Polen (Metropolie)
  13.              ''             ''            "                  von Albanien  (Erzbistum)           
  14.              ''             ''            "                  von Tschechien und Slowakei (Metropolie)
  15. Autonome orthodoxe  Kirche    von Finnland (Erzbistum)
  16.              ''             ''            "                  von Estland (Erzbistum)                
  17. Selbstständige orthodoxe Kirche von Japan (Erzbistum)
  18.             „               „               "                  von Amerika (Erzbistum)               
  19.             „               „               "                  von Sinai (Erzbistum)                      

  (Quelle: Athanasios Basdekis, Die Orthodoxe Kirche , Lembeck, Frankfurt a. M., 2007.; Radomir Popovic, Pravoslavlje na raskrscu vekova, Theologische Fakultät Belgrad, Belgrad, 1999.)

 

All diese orthodoxen Kirchen haben die gleiche Glaubenslehre, die gleiche Liturgie, die gleiche Organisation und gleiche Kirchenstrukturen und das gleiche Kirchenrecht. Sie erkennen sich gegenseitig an und haben die volle Kircheneinheit (Liturgie- und Sakramentengemeinschaft), weshalb sie auch kanonisch orthodoxe Kirchen bezeichnet werden.

Alle autokephalen und autonomen Kirchen haben ihren „kanonischen Bereich“, in dem sie wirken. Die Einmischung in das kanonische Gebiet einer autokephalen Kirche ist nicht gestattet und darüber wird streng gewacht. Doch heute verweilen die Menschen nicht in ihrer Heimat und ihrem Ursprungsland, sondern sie verlassen diese und siedeln sich, freiwillig oder manchmal unter Druck (z. B. Krieg, politische Verfolgung, wirtschaftliche Gründe usw.), an anderen Orten an und bilden ganze Ansiedlungen fern der Heimat aus.

 

Der Weggang aus dem ursprünglichen kanonischen Gebiet und die Ansiedelung in Gebieten, in denen kein kanonisches Gebiet irgendeiner orthodoxen Kirche besteht, nennen wir Diaspora. Das bedeutet, die ganze Erdkugel, dort wo es keine „kanonische Zuständigkeit“ einer orthodoxen Nationalkirche gibt, kann zur Organisation des Kirchenlebens einer Kirche unter ihren Gläubigen dienen. So konnte es passieren, dass fast alle orthodoxen Nationalkirchen, auf den Territorien von Nord- und Südamerika, Australien, Westeuropa und der Arktik, für ihre Gläubigen kirchliche Gemeinden organisiert haben, auf verschiedenen Ebenen und die sehr gut funktionieren, in Gemeinschaft mit ihren Mutterkirchen.

 

Auch wenn die Gottesdienste in der Sprache der einzelnen Nationalkirchen zelebriert werden, so sind die Hl. Liturgie, die Hl. Mysterien (Sakramente) und alle Gottesdienste vollkommen identisch.

 

Die Orthodoxe oder rechtgläubige Kirche ist diejenige, die rechtmäßig lehrt und an alle Glaubenswahrheiten glaubt, die in der Heiligen Schrift und der Heiligen Überlieferung begründet sind, von Seiten der Hl. Apostel und Hl. Kirchenväter und durch die Entscheidungen der Ökumenischen Konzile bestätigt wurden.

 

Am Anfang der Ausbreitung der Christlichen Kirche hatte jeder größere Ort seine Kirche. Hier denken wir nicht an das Gotteshaus, denn in der Zeit der Christenverfolgung gab es keine Gotteshäuser, die Christen versammelten sich in privaten Häusern und an versteckten Orten. Vielmehr denken wir hier an die kirchlichen Gemeinschaften, die in allen größeren Orten gegründet wurden, so dass sie auch so genannt wurden (Karthager, Thessalonicher, Epheser…). Später formierten sich fünf Zentren, die man Patriarchate nannte: Jerusalem, Antiochien, Alexandrien, Rom und Konstantinopel. Sie alle waren innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches. Außerhalb der Grenzen des Römischen Reiches lebten, nach römischem Verständnis, die Barbaren, unaufgeklärte und ungebildete Völker.

 

Mit der Verbreitung des Christentums außerhalb des Römischen Imperiums beginnen nationale Kirchen zu entstehen, die sich bemühen, dass ihre Gottesdienste und Predigten auf den für die Menschen verständlichen Sprachen gehalten werden, und eben nicht auf Griechisch oder Lateinisch. Die Hl. Brüder Kyril und Methodius haben, mit der Schaffung des slawischen Alphabets und der Übersetzung der Heiligen Schrift und der Gottesdienstbücher, es geschafft, dass viele slawische Kirchengemeinschaften entstanden sind (serbische, russische, bulgarische…), aus denen später die selbstständigen Nationalkirchen wurden.

 

Schon ab dem VIII. Jahrhundert beginnt die Römische Kirche sich von der Ostkirche zu entfernen, und die endgültige Trennung kam 1054, es kam zum Großen Schisma. Im Osten blieben die vier alten Patriarchate, und mit der Zeit bildeten sich die Nationalkirchen aus, und bekamen ihre Eigenständigkeit, größtenteils unter slawischen Völkern. Heute haben wir 14 autokephale, zwei autonome und drei selbstständige Orthodoxe Kirchen. Die Autokephalen Kirchen sind vollkommen selbstständig und unabhängig von irgendeiner anderen Kirche im Bereich des Glaubens, inneren Organisation und Kirchendisziplin. Die autonomen und selbstständigen Kirchen sind Teil einer autokephalen Kirche, mit einer weiten oder engeren Autonomie.    

 

Heute wirken in ganz Österreich, und speziell in Wien, die Kirchen von Konstantinopel, von Antiochien, von Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Georgien.

 

M.K. 

Orthodoxe Bischofskonferenz
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