Freitag 19. April 2024

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Die aktuelle Ausgabe Frühjahr-Sommer/2019

 

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NEU! "Orthodoxe Religionspädagogik"

an der Universität Wien

 

 

Osterbotschaft 2014 des Ökumenischen Patriarchen

Osterbotschaft 2014 des Ökumenischen Patriarchen

 

Osterbotschaft des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios,

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch

allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen

von Christus, dem in Herrlichkeit auferstandenen Erlöser

 

Christus ist auferstanden!

 

„Kommt“, Brüder und Kinder im Herrn, „empfanget Licht von dem abendlosen Licht“ des Phanars, des heiligen Zentrums der Orthodoxen, und lasst uns alle zugleich und gemeinsam preisen „Christus, den von den Toten Auferstandenen“!

 

Finster war die seelische Befindlichkeit der Jünger des Herrn nach seiner Kreuzigung, denn durch die so erfolgte Tötung des Herrn zerstoben die Hoffnungen seiner Jünger, er werde mit ihnen zusammen eine politische Herrschaft ausüben. Sie hatten den triumphalen Einzug Jesu Christi nach der Auferweckung des Lazarus in Jerusalem erlebt und die wunderbare Speisung der fünftausend Männer, nicht mitgezählt die Frauen und die Kinder, durch fünf Brote und zwei Fische – und beides für ein Vorzeichen ihrer weltlichen Herrschaft gehalten. Die Mutter der Söhne des Zebedäus hatte sogar die Bitte geäußert, ihre Söhne sollten einer zur Rechten und einer zur Linken des Herrn thronen, wenn dieser seine Herrschaft antrete. All das hatte sich auf Grund des furchtbaren Ereignisses der Hinrichtung Jesu Christi wie ein kindlicher Traum verflüchtigt.

 

Doch am Morgen des ersten Tages nach dem Sabbat fanden die myrontragenden Frauen das Grab leer und erfuhren von dem Engel: Jesus ist von den Toten auferstanden. Wenig später sahen sie ihn in veränderter Gestalt, die es ihnen nicht erlaubte, ihn zu berühren. Diese unerwartete Entwicklung stürzte sie in Ungewissheit darüber, wie es mit Jesus weitergehen sollte. Gewissheit haben sie nicht sogleich erlangt. Sie wurden ermahnt, geduldig und ausdauernd zu warten, bis sie mit der Kraft aus der Höhe bekleidet würden. Sie folgten dieser Weisung und warteten bis zum Pfingstfest, als der Heilige Geist herabkam und ihnen in Fülle ihre neue Sendung offenbarte. Diese bestand nicht in der Befreiung von der Versklavung durch ein anderes Volk, sondern in der Befreiung der ganzen Menschheit von der Versklavung durch den Fürsten der Bosheit und das Böse an sich. Das war eine ganz andere Sendung als diejenige, von der sie geträumt hatten.

 

Das unbegreifliche Gebot, die Botschaft von der Befreiung des Menschen aus der Knechtschaft des Todes weiterzugeben, erstaunte die Jünger;  sie wurde aber mit Eifer aufgegriffen, in der ganzen Welt verkündet und hat viele vom Tod errettet und rettet noch heute vom Tod. Da ist der Erstgeborene von den Toten, Jesus, der Auferstandene, der allen die Möglichkeit zur Auferstehung und zum ewigen Leben anbietet, zu einem Leben, das nicht mehr der Verwesung unterliegt, denn in der Auferstehung sind die Menschen wie die Engel Gottes im Himmel und tragen statt eines fleischlichen einen geistlichen Leib.

 

Einen Vorgeschmack dieses seligen Auferstehungszustandes erleben wir schon jetzt, wenn wir das Kleid unseres Fleisches so tragen, dass wir die Substanz des Todes, d. h. die Entfernung von der Liebe Gottes, nicht kosten, sondern fühlen, dass wir vom physischen Tod des fleischlichen Leibes zum höheren Leben des geistlichen Leibes übergehen; dies geschieht durch die mit der Liebe verbundene Erkenntnis der Person des Herrn, dies bedeutet ewiges Leben.

 

Wir erwarten also die Auferstehung von den Toten nicht erst als ein Geschehen der allerfernsten Zukunft, sondern wir haben schon jetzt Anteil an ihr, so dass wir voller Begeisterung mit dem heiligen Johannes Chrysostomus ausrufen: „Wo ist, Tod, Dein Stachel? Wo ist, Hades, Dein Sieg?“ Wir sind mit Jesus Christus auferstanden und erleben die letzten Dinge wie gegenwärtige und die gegenwärtigen wie letzte. Die Auferstehung durchdringt unsere Existenz und erfüllt sie mit Freude. Ebenso ward der Mund der Jünger von Freude erfüllt, als sie sagten: Der Herr ist auferstanden!

Wir setzen das Werk der Apostel fort. Wir überbringen der Welt die Botschaft der Auferstehung. Wir verkünden in dieser Erkenntnis, dass der Tod keinen Ort mehr in unserem Leben haben darf und dass er der Menschheit keinerlei Nutzen bringt. Diejenigen, die das gesellschaftliche Leben verbessern wollen, indem sie einige ihrer Mitmenschen umbringen, erweisen den noch Lebenden keinen guten Dienst. Sie dienen der Ausbreitung des Todes und schaffen die Voraussetzung dafür, dass sie selbst seine Opfer werden.

 

In unseren Tagen werden wie besessen die Trommeln des Todes und der Finsternis geschlagen. Einige unserer Mitmenschen glauben, die Tötung unserer Mitmenschen sei eine lobenswerte und nützliche Tat. Doch täuschen sie sich erbärmlich. Unglücklicherweise geht in der Wertung der Welt die Vernichtung und Unterdrückung der Schwächeren durch die Stärkeren vor. Oft erstaunt die Härte und die Erbarmungslosigkeit derer, die die Welt regieren und vermeinen, über sie zu herrschen.

Christus aber hat durch seinen Kreuzestod die Werte der Welt umgekehrt und an ihrer Spitze sein Kreuz aufgerichtet. Die Spitze nimmt er selber ein, denn er selbst hat mehr als alle Menschen gelitten. Es gab in der Welt keinen Menschen, der so gelitten hätte wie der Gottmensch, der Christus: „Sein Leben war das eines Menschen. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ Darum hat ihm Gott der Vater „den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit im Namen Jesu sich beuge jedes Knie im Himmel, auf der Erde und unter der Erde“ (Phil 2,7-10).

 

Oft sehen wir in der Geschichte der Menschheit, dass die Finsternis des Todes herrscht, die Ungerechtigkeit statt der Gerechtigkeit, Hass und Neid statt der Liebe; wir sehen, dass die Menschen den der Unterwelt eigenen Hass dem Licht der Auferstehung vorziehen. Trotz des augenfälligen technologischen Fortschritts der Gesellschaft, trotz der Deklarationen der Menschenrechte und der Religionsfreiheit breiten sich Nationalismus und religiöser Fanatismus weltweit aus und rufen gefährliche Spannungen hervor, die der Herrschaft des Todes, des Hades und der Unterwelt Vorschub leisten. Unglückseligerweise können die Menschen das Anderssein ihrer Mitmenschen nicht ertragen. Sie können weder die unterschiedliche nationale Herkunft noch die unterschiedlichen Ansichten und Gewohnheiten, seien sie politischer, religiöser oder gesellschaftlicher Art, tolerieren.

 

Doch die Geschichte hat gezeigt, dass wahrer Fortschritt ohne Gott nicht möglich ist. Keine Gesellschaft kann wirklich fortschrittlich und glücklich sein, wenn keine Freiheit herrscht. Aber die wahre Freiheit erwirbt man nur durch Treue zu Gott. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts bezeugt diese Wahrheit auf tragische Weise. Die Menschheit musste den aus der Mitte Europas hervorgegangnen Schrecken mit den Millionen von Opfern des Zweiten Weltkriegs und den rassistisch motivierten Verfolgungen erleben. Zugleich hat sie auch den Schrecken jener Mächte erfahren, die, während sie sich selbst als progressiv ausgaben, im Namen der Freiheit in Osteuropa Verbrechen von vergleichbarer Dimension und Grausamkeit verübten. Der Totalitarismus ist nicht auf eine politische Fraktion beschränkt, da er das Ergebnis eines Humanismus ohne Christus ist, was natürlicherweise Verderben und Tod nach sich zieht. All das zeigt, dass jedes Bemühen um wahre Freiheit ohne Gott dazu verurteilt ist, in einer Tragödie zu enden.

Auf die Herrschaft der Mächte der Finsternis antwortet die Kirche mit der Gnade und der Kraft des auferstandenen Christus. Er, der die Krankheiten und Leiden jedes Menschen auf sich genommen hat, schenkt der Welt durch seine Auferstehung auch die Gewissheit, dass „der Tod besiegt“ ist.

 

Die Auferstehung und das Leben sind Gabe und Licht Jesu Christi, ein Licht, das „allen leuchtet“. Lasst uns alle diese Gabe ehren. Lasst uns alle dem Geber danken, der „wie in einem Spiegel durch das Fleisch der Welt erstrahlt und den Völkern das Licht der Auferstehung zeigt“. Kommt also, lasst uns empfangen das Licht von dem abendlosen Licht des Lebens. Kommt, lasst uns annehmen und empfangen die Gabe der Auferstehung und lasst uns aus ganzem Herzen mit lauter Stimme rufen:

 

Christus ist auferstanden von den Toten, hat den Tod durch den Tod zertreten und denen in den Gräbern das Leben geschenkt! Freut euch, ihr Völker, und jubelt!

 

Phanar, Ostern 2014

+ Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel

Euer aller inständiger Fürbitter bei Christus, dem Auferstandenen

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